Das Jahr 2025 war für das Landvolk Niedersachsen geprägt von intensiven politischen Debatten und der klaren Botschaft: Landwirtschaft braucht Verlässlichkeit, Dialog und Perspektiven. Landwirtschaft und Wirtschaft sind gleichermaßen Grundlage unseres Wohlstands – mit ihnen verbessert sich auch die gesellschaftliche Stimmung.
„In einem wirtschaftlich schwierigen Herbst ist klar: Die Politik muss endlich für faire, praxistaugliche Regeln sorgen. Wir haben den Bürokratiezuwachs auf der Bundesebene gestoppt und Erfolge erzielt, doch der Investitionsstau zeigt den Handlungsbedarf. Für wettbewerbsfähige Höfe brauchen wir ein erleichtertes Baurecht, ein faires Düngerecht und echte Modernisierung des Dokumentationswesens – jetzt ist Zeit zu handeln. Und deswegen werden wir uns weiterhin in die Politik einmischen und unsere Vorschläge nach vorne bringen.“
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenDie Versorgung der Bevölkerung mit guten und hochwertigen Erzeugnissen aus Niedersachsens Ställen und von Niedersachsens Feldern bleibt das zentrale Anliegen unserer Landwirte. Nach Abschluss der Getreideernte ziehen sie für 2025 ein gemischtes Fazit: Die Erträge lagen vielfach über dem Vorjahr (keine finalen Zahlen): Winterweizen erreichte im Schnitt 84 dt/ha (+10 %), Wintergerste 79 dt/ha und Wintertriticale 77 dt/ha (+16 %). Auch Roggen (+10 %, 69 dt/ha) und Sommergerste (+13 %, 64 dt/ha) legten zu, während Winterraps mit 38 dt/ha nahezu konstant blieb. Gleichzeitig verschoben sich die Anbauflächen zurück zu einer durchschnittlichen Verteilung: Winterweizen und -triticale legten deutlich zu, Sommergerste dagegen ging stark zurück.
Ganz ungetrübt ist das Bild jedoch nicht: Frühjahrstrockenheit und regionale Niederschlagsunterschiede sowie Regen bei der Ernte führten zu ungleichmäßigen Erträgen und Qualitäten; in roten Gebieten war der Proteingehalt des Weizens zu niedrig. Zudem bleiben die Marktpreise vielfach unter den Produktionskosten. Faktoren, die unsere politische Arbeit prägen.
Die Halbzeitbilanz der niedersächsischen Landesregierung fällt ernüchternd aus. Statt entscheidende Weichen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu stellen, verliert sich die Politik zu oft in Nischenthemen. Dringend notwendig wäre es hingegen, den Investitionsstau zu lösen – etwa durch Anpassungen im Baurecht und in der Niedersächsischen Bauordnung – und bestehende Hemmnisse endlich abzubauen, statt neue Regulierungen zu schaffen.
Besonders deutlich wird der Handlungsbedarf in der Tierhaltung. Die vom Landvolk Niedersachsen initiierte Umfrage „tierischGUT aus Niedersachsen“ mit rund 1.300 teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirten zeigt alarmierende Ergebnisse: 82 % kritisieren zu viel Bürokratie, 68 % fehlt Planungssicherheit und 48 % sehen hohe Haltungsvorgaben als Belastung. Durch eine intensive Zusammenarbeit des Umweltreferats, den Marktreferaten und dem Ehrenamt entstand ein gut 90-seitiges Strategiepapier, das hier zu finden ist. Die Kernpunkte sind in einem Onepager zusammengefasst.
Das zeigt: Unsere Betriebe sind durch politische Vorgaben, wirtschaftlichen Druck und gesellschaftliche Erwartungen stark belastet. Immer mehr Landwirte geben deshalb die Tierhaltung auf. Wir fordern von der Landesregierung nicht nur klare und verlässliche Rahmenbedingungen für eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Tierhaltung, sondern ein Bekenntnis zur Tierhaltung in Niedersachsen. Ohne politische Entlastung und Zukunftsperspektive droht Niedersachsen, einen zentralen Wirtschaftszweig zu verlieren. Hier geht es zu den Ergebnissen der Umfrage und zu dem daraus entwickelten Forderungspapier.
Der Entwurf zum Niedersächsischen Agrarstrukturgesetz löste bei unseren Mitgliedern massive Sorgen aus. Das Landvolk sieht in diesem Entwurf ein „Agrarstrukturverschlimmerungsgesetz“, das Flächen verknappt, Pachtpreise treibt und Bürokratie erhöht. Zwar sei der politische Wille, bäuerliche Strukturen zu stärken, erkennbar – die Umsetzung aber geht in einigen Regelungsbereichen in eine völlig falsche Richtung. Das Landvolk bringt hier seine Expertise intensiv in politische Gremien ein und bleibt trotz des Dissenses ein konstruktiver Gesprächspartner.
Beim Niedersächsischen Weg für Naturschutz setzt das Landvolk auf Kooperation. Das Landvolk fordert gemeinsam mit den Naturschutzverbänden von der Landesregierung aber auch mehr Anstrengung in der Umsetzung. Naturschutz, den unsere Landwirte im Rahmen des Niedersächsischen Weges betreiben, muss wieder mehr Schwung bekommen und in der Fläche sichtbarer werden.
Klima-, Arten- und Gewässerschutz lassen sich nur mit den Landwirten umsetzen – nicht gegen sie. Das Landvolk fordert deshalb v konkrete politische Entlastungen – mehr Flexibilität, weniger Bürokratie und praktikable Ausnahmeregelungen für Betriebe, die gewässerschonend wirtschaften. Diese Freiwilligkeit und Kooperation wirken, der aktuelle Nährstoffbericht belegt die Fortschritte der vergangenen zehn Jahre: Stickstoffbilanzen sinken, Nitratwerte verbessern sich. Zudem wird zunehmend Wirtschaftsdünger wie Gülle vor der Ausbringung in Biogasanlagen energetisch verwertet – ein zentraler Baustein der Landvolk-Klimaschutzstrategie.
Mit unserer Klimaschutzstrategie setzen wir uns für eine praxisnahe und umsetzbare Klimaschutzpolitik in der Landwirtschaft ein. Im Mittelpunkt steht dabei die Steigerung der Klimaeffizienz je produzierter Einheit, anstatt pauschaler Reduktionsvorgaben oder gar einer Nullemissionsstrategie in der Primärproduktion. Klimaschutzmaßnahmen müssen realistisch, wirtschaftlich tragfähig und an die landwirtschaftlichen Gegebenheiten angepasst sein. In zehn Episoden des Landvolk Podcasts werden zentrale Inhalte der Landvolk Klimaschutzstrategie vorgestellt und gemeinsam von Haupt- und Ehrenamt diskutiert. Sie sind zu hören auf spotify.
Deshalb fordert das Landvolk Niedersachsen eine Novellierung des Niedersächsischen Klimagesetzes (NKlimaG), das derzeit die besonderen Bedingungen der Landwirtschaft unzureichend berücksichtigt.
Besonders vor dem Hintergrund von Krisen und geopolitischen Verschiebungen gilt es umso mehr: Die neue Bundesregierung muss durch Handeln endlich zeigen, dass sie die heimische Landwirtschaft stärken will. Die Aufnahme der Ernährungssicherheit als Staatsziel ins Grundgesetz wäre ein starkes Signal gewesen. Ebenso dringend notwendig: der von der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) geforderte Regulierungsabbau, der dann leichter umsetzbar wäre. Sie nennt nicht umsonst „Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Resilienz“ als Leitziele einer zukunftsfähigen Agrarpolitik.
Schnelle Entlastungen sind überfällig – insbesondere für Betriebe in Roten Gebieten. Das Landvolk fordert die Streichung der Stoffstrombilanz, eine Überarbeitung des Tierkennzeichnungsgesetzes und eine Verschlankung des Bau- und Immissionsschutzrechtes.
Auf der Mittelstrecke – das heißt In den nächsten vier Jahren – brauchen wir weniger, aber dafür nachvollziehbarere Regeln für Düngung, Pflanzenschutz, Natur- und Artenschutz. Klare und verlässliche Zielvorgaben und kein übergriffiges Mikromanagement sowie weniger Misstrauen gegenüber den Landwirten sind erforderlich. Hier hat die Bundesregierung einen eindeutigen Arbeitsauftrag. Den Weg zu mehr Nachhaltigkeit und mehr Ressourceneffizienz wollen wir weitergehen, wir erwarten dafür eine Honorierung unserer Leistungen sowie Verlässlichkeit.
Die beschlossene Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf fast 15 Euro ab 2026 trifft Niedersachsens Sonderkulturbetriebe besonders hart. Niedersachsens Obst- und Gemüsebetriebe, vor allem im Alten Land, stehen unter massivem Druck. Ohne Sonderregelungen droht der Verlust ganzer Anbauzweige. Das darf nicht passieren! Hier ist die Bundesregierung gefordert, ihre Versprechen zur Stärkung der heimischen Landwirtschaft endlich einzulösen.
Auch auf europäischer Ebene war das Landvolk 2025 aktiv. Beim Parlamentarischen Abend in Brüssel im September, zu dem rund 60 Gäste aus Politik, Verwaltung und Verbänden eingeladen waren, stand die Tierhaltung im Mittelpunkt. Unter dem Titel „Tierhaltung in Niedersachsen – Herausforderungen und Lösungen“ machten Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies und die Vize-Präsidenten Jörn Ehlers, Hubertus Berges und Frank Kohlenberg unmissverständlich deutlich, wie existenziell die Tierhaltung für Niedersachsen ist – und welche Risiken falsche politische Weichenstellungen bergen. Sie nutzten die Bühne, um Sorgen und Erwartungen der Landwirte zu platzieren. Die Resonanz war eindeutig: Parlamentarier aller Fraktionen betonten die Bedeutung der Stimmen aus der landwirtschaftlichen Praxis. Dass die gesamte Wertschöpfungskette – von Landwirten bis zur Ernährungswirtschaft – in Brüssel geschlossen auftrat, wurde als starkes Signal wahrgenommen.

Mit einer bundesweiten Video-Aktion lenkte das Landvolk die Aufmerksamkeit auf die geplanten Änderungen in der Gemeinsamen Marktordnung (GMO). Die Artikel 148 und 168, die Vertragsbeziehungen in der Landwirtschaft stark regulieren sollen, könnten mehr Geld kosten, als die GAP den Betrieben je eingebracht hat. Der politische Druck zeigte Wirkung: Das Thema wurde in Brüssel wie Berlin intensiv diskutiert und geht jetzt im Trilog weiter.
Auch international bleibt Wachsamkeit geboten: Das Landvolk begleitet das geplante Mercosur-Abkommen kritisch. Neue Handelsallianzen ja – aber nicht auf dem Rücken der europäischen Landwirtschaft. Billigimporte aus Südamerika könnten heimische Märkte destabilisieren und bäuerliche Existenzen gefährden. Das Landvolk fordert deshalb faire Wettbewerbsbedingungen und konsequenten Schutz der europäischen Standards.
Das Jahr 2025 hat gezeigt: Das Landvolk Niedersachsen bleibt eine kraftvolle Stimme für die Landwirtschaft – kritisch, wenn nötig, dialogbereit, wo immer möglich. In einem Umfeld voller Unsicherheiten ist das Landvolk verlässlicher Partner, engagierter Interessenvertreter und Brückenbauer zwischen Landwirtschaft, Politik und Gesellschaft – mit einem klaren Ziel: die Zukunft der bäuerlichen Familienbetriebe zu sichern.
„Wir brauchen in Niedersachsen eine Agrarpolitik, die in erster Linie den Bedarf der hier wirtschaftenden Betriebe und deren Produktionsschwerpunkte im Blick hat.“

Silke Breustedt-Muschalla
Pressesprecherin
Die EU-Kommission hat Vorschläge für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2027 vorgelegt. Während die Rückkehr des Agrardiesels ab 2026 für viele Betriebe ein positives Signal ist, sorgen Budgetkürzungen, zunehmende Bürokratie und weitreichende Spielräume für die Mitgliedstaaten für Kritik. Landvolk Niedersachsen und Deutscher Bauernverband fordern deutliche Nachbesserungen.
„Bei allem Verständnis für eine Reform des EU-Haushaltes macht es wenig Sinn, Migration und Grenzschutz sowie Teile des Sozialfonds mit der Gemeinsamen Agrarpolitik in einen Singlefonds zu werfen. Gleichzeitig das Budget zu kürzen und beide grünen Säulen zu streichen, schwächt die Landwirtschaft und die ländlichen Räume. Wir setzen uns daher für eine eigenständige GAP ein, die gleiche Bedingungen für alle Betriebe schafft und damit die Versorgungssicherheit in Europa gewährleistet.“
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenNach vier agrarpolitisch eher blassen Jahren ist die Ampel-Koalition im Streit über den Bundeshaushalt zerbrochen. Zwei Streitpunkte waren die geplante Abschaffung der Befreiung landwirtschaftlicher Maschinen von der Kfz-Steuer sowie die Abschaffung der Agrardieselrückvergütung. Angesichts des langfristig aufgebauten Frustes über zu viel Bürokratie, mangelnde Planungssicherheit und eine zunehmend realitätsferne Agrarpolitik brachten die überhasteten Vorschläge das Fass zum Überlaufen – und führten zu bundesweiten Bauernprotesten.
Nachdem der Vorschlag zur Kfz-Steuer schnell wieder vom Tisch war, kommt nun – nach der Bundestagswahl unter dem neuen Agrarminister Alois Rainer (CSU) – der Agrardiesel ab 2026 zurück. Grundsätzlich stimmen weitere Reformansätze und Rainers Ankündigung für einen Kurswechsel in der bundesdeutschen Agrarpolitik verhalten positiv. Allerdings müssen nun auch Taten folgen, vor allem in Richtung Bürokratieabbau und Planungssicherheit.
Die Prozesse rund um die Verwaltung der laufenden GAP-Förderperiode haben sich – unter Berücksichtigung kleinerer jährlicher Änderungen – eingespielt. Inzwischen häufen sich jedoch Widerspruchsverfahren und Rückforderungen der Bewilligungsstellen wegen teilweise minimalster Flächenabweichungen oder anderer kaum nachvollziehbarer Begründungen. Oft stellt sich die Frage, ob die Kosten des Verwaltungsprozesses die Rückforderungsbeträge nicht bei weitem übersteigen.
Mit dem Wegfall der GLÖZ-8-Stillegungspflicht gibt es bisher nur wenige Vereinfachungen. Die kleinteiligen Vorgaben – allen voran komplexe Regelungen zum Grünlandumbruch sowie die GLÖZ-7-Fruchtwechselpflicht – sind insgesamt zu bürokratisch und hemmen die unternehmerische Freiheit der niedersächsischen Landwirtschaft.
Nachdem die EU-Kommission den Mitgliedstaaten die Möglichkeit eingeräumt hat, die Anbaudiversifizierung der alten Förderperiode zur Erfüllung von GLÖZ 7 anzuerkennen, fordert das Landvolk Niedersachsen von Landwirtschaftsminister Rainer, diese einfache und zielführende Möglichkeit nun auch zu nutzen. Mit Spannung wurde zudem der Kommissionsvorschlag zur Vereinfachung in der laufenden Förderperiode (3. Omnibus-Paket) erwartet. Die tatsächlichen Vorschläge sind zwar grundsätzlich zu begrüßen, bleiben aber angesichts der Herausforderungen weit hinter den Erwartungen zurück.
Mit der Veröffentlichung der Vorschläge für den nächsten Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) sowie der GAP nach 2027 hat die EU-Kommission die Diskussion zur künftigen Förderung eröffnet – und sofort harsche Kritik ausgelöst.
Angesichts geopolitischer Herausforderungen ist eine Reform des EU-Haushalts nachvollziehbar. Allerdings ist es fragwürdig, thematisch kaum verwandte Bereiche wie Migration, Grenzschutz, Teile des Sozialfonds und des Fonds für regionale Entwicklung zusammen mit der GAP in einem „Single Fund“ zu bündeln.
Zusammen mit der geplanten Reduzierung des GAP-Budgets von 387 Mrd. € auf 294 Mrd. € und der Abschaffung beider „grünen“ Säulen entsteht die Gefahr ungleicher Prioritätensetzung in den Mitgliedstaaten. Damit schwächt die Kommission Landwirtschaft und ländliche Räume erheblich.
Auch bei den Vorschlägen zur GAP nach 2027 räumt die Kommission den Mitgliedstaaten so viel Spielraum ein, dass die Gefahr besteht, die gemeinsame Basis für agrarpolitische Rahmenbedingungen und damit für fairen Wettbewerb zu verlieren.
Während die Kommission zwar anerkennt, dass die Bürokratielast zu hoch ist, verkauft sie mit dem sogenannten farm stewardship die bisherige Konditionalität als „alten Wein in neuen Schläuchen“: Die Grundanforderungen an die Betriebsführung (GAB) und die Anforderungen zum guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand (GLÖZ) bleiben größtenteils bestehen.
Unklar bleiben auch die Vorgaben zu neuen Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen, die auf dem farm stewardship aufbauen sollen und in denen die bisherigen AUKM der II. Säule und die Ökoregelungen der I. Säule vermutlich aufgehen werden.
Mit Blick auf die heterogene Agrarstruktur Niedersachsens sind auch die Vorschläge zu Kappung und Degression kritisch zu sehen. Diese könnten schnell zu harten Einschnitten bei der Förderung größerer Ein- oder Mehrfamilienbetriebe führen.
Sowohl das Landvolk als auch der Deutsche Bauernverband fordern angesichts dieser Kritikpunkte deutliche Nachbesserungen. Gemeinsam mit ihren Partnern wollen sie diese nun im anstehenden Trilog zwischen Kommission, EU-Parlament und Ministerrat einbringen.


Eike Christian Grupe
Referent für Agrarstruktur und Förderpolitik
Niedersachsen ist bundesweit das Tierland Nummer 1. Doch auch hier wurden in den vergangenen Jahren immer mehr Stalltüren geschlossen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, setzt sich das Landvolk Niedersachsen seit 2024 unter dem Namen „tierischGUT aus Niedersachsen“ mit verschiedenen Aktionen vermehrt für den Erhalt der heimischen Nutztierhaltung ein. Im Fokus steht dabei in diesem Jahr eine Online-Umfrage zu den Herausforderungen und der Zukunft der Tierhaltung in Niedersachsen.
„Die Tierhaltung hat für die niedersächsische Landwirtschaft enorme Bedeutung – mehr als die Hälfte unserer Wertschöpfung entsteht in diesem Bereich. Daher ist sie ein zentrales Schwerpunktthema unserer Verbandsarbeit. Wir fordern ein Moratorium der Auflagen, die 1:1-Umsetzung von EU-Vorgaben ohne zusätzlichen deutschen ‚Goldstandard‘ und langfristige Planungssicherheit für Investitionen in unsere Betriebe.“
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenFür die Umfrage, deren Erhebungszeitraum von Mitte November 2024 bis Anfang Februar 2025 stattfand, lieferten 1.288 niedersächsische Tierhalter auswertbare Beantwortungen. Darunter sind Rinder-, Schweine-, Geflügel-, Schaf- und Ziegenhalter aus allen Landkreisen Niedersachsens vertreten. Der Schwerpunkt der meisten Befragten liegt auf der Milchviehhaltung (34 %), gefolgt von der Schweinmast (15 %). Dreiviertel der Teilnehmer (76 %) führen den Betrieb im Haupterwerb. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei 50-99 ha. Mit 93 % wirtschaftet die Mehrheit konventionell. Hier geht es zu den Ergebnissen der Umfrage und zu dem daraus entwickelten Forderungspapier.
Etwas über die Hälfte der Teilnehmer plant den Status Quo der Tierhaltung zukünftig beizubehalten, wie Abbildung 1 zeigt. Ein knappes Fünftel plant die Tierhaltung auszubauen. Hier liegen stark signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Tierhaltungsschwerpunkten vor. So streben Geflügelhalter am häufigsten den Ausbau der Tierhaltung an (28 %) und Schweinehalter am seltensten (13 %). Als Grund für die Erweiterung der Tierhaltung werden vor allem die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit, der Wunsch oder die Notwendigkeit des Betriebswachstums, die Optimierungsmöglichkeiten durch größere Tierbestände (bspw. durch einen höheren Automatisierungsgrad) sowie die gesicherte Hofnachfolge genannt. Andersrum sind eine fehlende Hofnachfolge, mangelhafte Wirtschaftlichkeit sowie steigende Auflagen und Bürokratie für die Teilnehmer, die aus der Tierhaltung bzw. Landwirtschaft aussteigen wollen (insg. 13 %), entscheidend. Am häufigsten planen dies Mutterkuh- (26 %) und Schweinehalter (19 %); am seltensten Milchvieh- (8 %) und Geflügelhalter (10 %).
Betriebe, die ihre Tierhaltung aufgeben wollen, geben größtenteils an, dies in den nächsten zwei bis fünf Jahren zu tun (38 %). Jeweils rund 30 % wollen die Tierhaltung in den nächsten zwei Jahren oder in fünf bis zehn Jahren beenden. Dabei gibt je knapp über die Hälfte an, dass der gesamte Betrieb länger bewirtschaftet werden wird. Somit wird bei weniger als der Hälfte der Befragten zeitgleich mit dem Ausstieg aus der Tierhaltung der gesamte Betrieb aufgegeben.

Obwohl nahezu alle Teilnehmer Freude an der Tätigkeit als Landwirt (95 %) und am Umgang mit Tieren (99 %) haben, würde sich ein knappes Fünftel (17 %) nicht wieder für den Beruf als Landwirt entscheiden. Dies lässt sich auf die zahlreichen Herausforderungen zurückführen, denen sich Tierhalter in ihrem beruflichen Alltag gegenübergestellt sehen. So sagen 94 % der Teilnehmer, dass sie aufgrund der Dokumentationspflichten zu viel Zeit am Schreibtisch verbringen. Dies spiegelt sich auch in den zehn am häufigsten genannten Herausforderungen wider, die Abbildung 2 auflistet. Bei allen Tierarten, außer bei den Haltern von kleinen Wiederkäuern, liegen der Dokumentationsaufwand und die Bürokratie sowie die fehlende Planungssicherheit auf den ersten beiden Plätzen. Unter den Schaf- und Ziegenhaltern wird der Wolf von mehr als dreiviertel (77 %) der Teilnehmer als Problem erachtet und sogar häufiger angeführt als der Dokumentationsaufwand und die Bürokratie.
Auch die Hälfte der Mutterkuhhalter sieht im Wolfsvorkommen, das meistens zur Einschränkung der Weidehaltung führt, eine große Herausforderung. Die Einhaltung gesetzlicher Haltungsvorgaben ist die drittgrößte Herausforderung und wird vor allem von Schweinehaltern (60 %) und Rindermästern (56 %) als solche beurteilt. Hier lässt sich die Verbindung zu den Anforderungen der Tierschutznutztierhaltungsverordnung und der niedersächsischen Mastrinderleitlinie ziehen, die für die Schweine- und Mastrinderhaltung bereits spezifische Haltungsvorgaben vorsehen.
Die Gedanken und Gefühle der Teilnehmer hinsichtlich ihrer Zukunft in der Tierhaltung sind stark negativ geprägt (s. Abbildung 3). Beim Blick in die Zukunft überwiegt Unsicherheit, oftmals ist auch Angst vorhanden. Die Tierhalter haben das Gefühl von der Politik, die zum Teil als ideologiegetrieben bezeichnet wird, unerwünscht zu sein. Aufgrund der Belastungen durch Auflagen und Bürokratie kommt es zu Mehrkosten und Wettbewerbsnachteilen gegenüber Erzeugern im (europäischen) Ausland. Die fehlende Planungssicherheit seitens der Politik und die steigenden gesellschaftlichen Anforderungen erschweren die Zukunftsaussichten. Hinzu kommt die eigene Arbeitsbelastung, der Fachkräftemangel oder die fehlende Finanzierbarkeit von Fremdarbeitskräften.

Dementsprechend sieht lediglich knapp ein Viertel der Umfrageteilnehmer (24 %) die die Zukunft der Tierhaltung in Deutschland positiv. Hingegen hat die Mehrheit der Befragten eine kritische Sichtweise (78 %) und ist unsicher, wie es mit der Tierhaltung weitergeht (86 %). Ein Großteil (93 %) prognostiziert, dass die Tierhaltung weiter ins Ausland abwandern wird. Dies spiegelt sich auch bei der Einschätzung des zukünftigen Konsumverhaltens wider, denn dreiviertel der Teilnehmer gehen davon aus, dass sich die Tierhaltung stärker und schneller reduzieren wird als der Konsum tierischer Produkte, sodass vermehrte Importe erforderlich sind.
Die Online-Umfrage hat die Herausforderungen der niedersächsischen Tierhalter allen voran in gesetzlichem und politischem Ursprung identifiziert. Die Zukunftsaussichten der Branche sind trotz teilweiser positiver Marktlage über alle Befragten hinweg von Unsicherheit, Schwierigkeiten und Angst geprägt. Der seitens des Lebensmitteleinzelhandels vielfach forcierte „Haltungswechsel“ hin zu Haltungsformstufe 3 als Mindeststandard setzt die Tierhalter zusätzlich unter Druck. Selbst die vielfach als zukunftsträchtig angepriesenen und gesellschaftlich sowie politisch gewünschten Betriebe mit ökologischer Bewirtschaftung, höheren Haltungsformstufen und/oder Weidehaltung sehen ihre Zukunft negativ bzw. noch negativer als konventionelle bzw. Stallhaltungsbetriebe.
Nun liegt es an der Politik auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene den Druck von der Tierhaltung zu nehmen und die notwendigen Schritte zum Erhalt der heimischen Tierhaltung umzusetzen. Das Landvolk Niedersachsen hat entsprechende Forderungen aus den Umfrageergebnissen abgeleitet und kommuniziert diese gegenüber politischen Entscheidungsträgern. Denn unsere Tierhalter benötigen dringend Taten – nur so kann Niedersachsen das Agrarland und allen voran das Tierland Nummer 1 bleiben!


Natascha Henze
Referentin für Vieh und Fleisch
Anfang 2025 veröffentlichte das Landvolk Niedersachsen seine eigene Klimaschutzstrategie. Da bei der landwirtschaftlichen Produktion unvermeidbar Klimagase freigesetzt werden, ist das Ziel keine CO2-neutrale Landwirtschaft. Vielmehr zielen die Maßnahmen auf eine nachhaltige und klimaeffiziente Produktion ab. Mit der vorgestellten Strategie kann es gelingen, weniger Treibhausgase zu emittieren und trotzdem effizient Lebensmittel zu produzieren. Doch dafür braucht es auch rechtliche Reformen, Bürokratieabbau und finanzielle Mittel.
„CO2 ist die neue politische Währung der Gegenwart. Und deshalb ist es wichtig, dass wir aus landwirtschaftlicher Sicht eigene Vorschläge machen, wie man hier zu Verbesserungen kommen kann. Wir haben eine eigene Klimaschutzstrategie entwickelt, in der sich ein Punkt herauskristallisiert hat, das ist das Thema Effizienz. Je effizienter wir handeln beim Düngen und bei der Fütterung, desto klimaschonender ist die Wirkung anschließend.“
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen
Bis 2040 soll Niedersachsen treibhausgasneutral werden, so sieht es zumindest das Niedersächsische Klimaschutzgesetz (NKlimaG) vor, das 2023 durch den niedersächsischen Landtag novelliert wurde. Natürliche Kohlenstoffspeicherkapazitäten sollen erhalten und erhöht werden. Des Weiteren soll die Bund-Länder-Zielvereinbarung zum Klimaschutz durch Moorbodenschutz durch die Minderung der jährlichen Treibhausgasemissionen aus kohlenstoffreichen Böden umgesetzt werden. Wie genau diese Klimaziele in Niedersachsen erreicht werden und welchen Beitrag die Landwirtschaft leisten muss, sollte in der Fortschreibung der Niedersächsische Klimaschutzstrategie des Niedersächsischen Umweltministeriums dargelegt werden.
„Vor die Welle kommen, selbst gestalten, statt nur auf die Politik zu reagieren“ war daher der Antrieb für die referatsübergreifende Arbeit in der Geschäftsstelle des Landesverbands. Durch eine intensive Zusammenarbeit des Umweltreferats, den Marktreferaten und dem Ehrenamt entstand ein gut 90-seitiges Strategiepapier, das hier zu finden ist. Die Kernpunkte sind in einem Onepager zusammengefasst. Darin bewertet das Landvolk Niedersachsen insgesamt 41 Klimaschutzmaßnahmen nach Effizienz, Kosten und zügiger Umsetzbarkeit. Wichtig: Die Lebensmittelerzeugung muss Priorität haben.

Die Maßnahmen, die am stärksten zu einer schnellen Reduktion der Treibhausgase des Landwirtschaftssektors beitragen sind:
Weitere Maßnahmen, die langfristig zu einer weiteren erheblichen Reduktion der Treibhausgase des Landwirtschaftssektors in Niedersachsen beitragen können, sind:
Niedersachsens Landwirte müssen weiterhin die Möglichkeit haben, auf Märkte zu reagieren. Eine Verlagerung der Lebensmittelproduktion ins Ausland führt nachweislich zu noch höheren Emissionen von Treibhausgasen. Zwar würden diese nicht mehr innerhalb Niedersachsens entstehen und damit das Erreichen der niedersächsischen Klimaziele unterstützen – dem Kampf gegen den Klimawandel wäre jedoch ein schlechter Dienst erwiesen. Da der globale Bedarf an Lebensmitteln deutlich steigt und gleichzeitig die Flächenverfügbarkeit sinkt, gilt es, auf den landwirtschaftlichen Flächen nachhaltig möglichst viel zu erzeugen und gleichzeitig möglichst wenig Klimagase zu emittieren. Berechnungsgrundlage für die Klimaeffizienz von Maßnahmen sollten daher nicht die Flächeneinheiten wie Hektar, sondern die Produkteinheiten wie 1 kg Milch oder 1 kg Weizen sein. Niedersachsens Landwirtinnen und Landwirte sind dabei schon jetzt hocheffizient, weil besonders wenig Treibhausgase je produzierter Einheit ausgestoßen werden.
Landwirtinnen und Landwirte dürfen nicht zwischen gegensätzlichen Ansprüchen der Gesellschaft zerrieben werden. Naturschutz, Tierwohl, Klimaschutz und Ernährungssicherheit müssen eng aufeinander abgestimmt werden, anstatt als gegenläufige Interessen auf dem Rücken der landwirtschaftlichen Betriebe ausgetragen zu werden und diese zum Aufgeben zu zwingen. Die Klimastrategie des Landesbauernverbandes zeigt, welchen Beitrag der Sektor zum Klimaschutz leisten kann und welche politischen Weichenstellungen dafür notwendig sind. Die Branche kann ihren Beitrag zum Klimaschutz noch weiter erhöhen, ist dafür jedoch auf rechtliche Reformen, Bürokratieabbau sowie finanzielle Unterstützung angewiesen.
In zehn Episoden des Landvolk Podcasts werden zentrale Inhalte der Landvolk Klimaschutzstrategie vorgestellt und gemeinsam von Haupt- und Ehrenamt diskutiert. Sie sind zu hören auf spotify.

Die 2025 verspätet fertiggestellte und veröffentlichte Niedersächsische Klimaschutzstrategie der Landesregierung wurde ohne eine offizielle Verbändebeteiligung oder eine andere vorherige Stakeholder-Konsultation entwickelt und beschlossen. Dies kritisiert das Landvolk Niedersachsen ausdrücklich. Die Erfahrungen aus dem Niedersächsischen Weg zeigen eindrucksvoll, dass Politik und Verbände durch ein konsensuales Vorgehen gemeinsam zu praxisnahen Lösungen für mehr Naturschutz im Land kommen können. Ein vergleichbarer Weg sollte auch für die Transformation in ein klimaneutrales Niedersachsen eingeschlagen werden. Die Landesklimaschutzstrategie enthält kein plausibles Konzept, wie das Emissionsminderungszwischenziel im Jahr 2030 erreicht werden soll. Es muss deshalb eine Art „Niedersächsischen Weg für den Klimaschutz“ geben. Leistungen der Landwirtschaft fürs Klima müssen honoriert werden.

Natascha Henze
Referentin für Vieh und Fleisch

Dr. Nataly Jürges
Umweltreferentin

Nora Lahmann
Referentin für Milch

Dr. Tom-Pascal Pielhop
Referent für pflanzliche Erzeugnisse und Ökolandbau

Hartmut Schlepps
Umweltreferent
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Vimeo. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr Informationen