Bildungspolitik

Duale Ausbildung der Landwirte weiter zentrales Thema

In Niedersachsen ist der Erhalt der Anerkennung der Berufsfachschule Agrarwirtschaft als erstes Ausbildungsjahr im Beruf Landwirt/in weiterhin klares Ziel des Landvolks Niedersachsen. Hintergrund ist die vom Kultusministerium geplante Umstellung der Berufsfachschule für alle Berufe. Weitere Kernaufgabe des Landvolks Niedersachsen ist die geplante Novellierung der Ausbildungsordnung im Beruf Landwirt/in.

Martin Roberg

Vorsitzender Ausschuss Bildung

„Mit der geplanten Novellierung der Ausbildungsordnung im Beruf Landwirt/in wollen wir den Beruf modernisieren. Aus Arbeitgebersicht ist zudem keine Revolution, sondern eine Evolution geplant.“

Das niedersächsische Kultusministerium (MK) plant ab dem Schuljahr2025/26 für alle Berufe die Umstellung der Berufsfachschule (BFS) auf die neue Schulform „Berufsfachschule dual“. Ziel ist, mehr Schülerinnen und Schüler in die duale Ausbildung zu bringen. Was für andere Berufe sinnvoll ist, birgt für die Agrarwirtschaft die Gefahr, dass die „BFS dual“ nicht mehr als erstes Ausbildungsjahr im Beruf Landwirt/in anerkannt werden kann. Dies wäre für die landwirtschaftliche Ausbildung eine enorme Erschwernis. Aus guten Gründen absolvieren bisher 75 Prozent eines Jahrgangs die BFS Agrar anstatt gleich im ersten Ausbildungsjahr mit der betrieblichen Ausbildung zu starten.

ANERKENNUNG DER BFS ALS ERSTES AUSBILDUNGSJAHR

Aktuell führt das niedersächsische Kultusministerium ein Innovationsvorhaben durch, bei dem die teilnehmenden Berufsschulen die neue Schulform erproben. Das Landvolk Niedersachsen ist seit 2023 in engem Austausch mit dem Kultusministerium und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, um vor allem die Anerkennung der Berufsfachschule als erstes Ausbildungsjahr zu erhalten. Denn nur dann bleibt der Beruf Landwirt/in sowohl für den Berufsnachwuchs als auch für Ausbilder attraktiv. In den ersten Wochen bis zu den Herbstferien ist für die Schüler der Berufsfachschule dual unter anderem Berufsorientierung und Coaching vorgesehen. Für die Anerkennung ist die größte Hürde, dass der berufsspezifische Unterricht bei der Berufsfachschuledual ursprünglich erst ab dem 2. Schulhalbjahr beginnen sollte. Inzwischen hat das Kultusministerium den an dem Innovationsvorhaben teilnehmenden Berufsschulen mehr Flexibilität ermöglicht, damit sie unter anderem die Besonderheiten des Berufs Landwirt/in berücksichtigen können:

  • Unter der Voraussetzung einer ausreichenden Klassenstärke dürfen Schulen nach den Herbstferien berufsspezifischen Unterricht Agrarwirtschaft erteilen.
  • Unter der Voraussetzung, dass die Schüler zu Schuljahresbeginn einen Ausbildungsvertrag für das zweite oder dritte Ausbildungsjahr oder eine entsprechende Absichtserklärung vorlegen, dürfen die Schulen ähnlich wie bisher bereits ab den Sommerferien berufsspezifischen Unterricht Agrarwirtschaft erteilen.

In puncto Betriebspraktika dürfen die am Innovationsvorhaben teilnehmenden Schulen inzwischen nicht nur geblockte Praktika –zwei Wochen im ersten und vier Wochen im zweiten Schulhalbjahr– anbieten, sondern auch tageweise Praktika. Die für die Agrarwirtschaft bewährten wöchentlichen Praktikumstage sind damit weiterhin möglich. Wichtig ist nun, dass das niedersächsische Kultusministerium den Schulen diese Flexibilität auch bei der landesweiten Einführung der neuen Schulform einräumt. Das Landvolk Niedersachsen wird sich dafür einsetzen.

NOVELLIERUNG DER AUSBILDUNGSORDNUNG LANDWIRT/IN

Für die Novellierung der bundesweit geltenden Ausbildungsordnungen sind grundsätzlich die Sozialpartner – Arbeitgeber und Arbeitnehmer– zuständig. Für die Novellierung des Berufs Landwirt/in hat der Gesamtverband der deutschen Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände (GLFA) sein Mandat an den Deutschen Bauernverband (DBV) übertragen. Der DBV sondiert die Novellierung der Ausbildungsordnung in enger Abstimmung mit seinen Landesbauernverbänden. Neben dem Bildungsausschuss des Landvolks Niedersachsen befasste sich eine gesonderte Landvolk-Arbeitsgruppe intensiv mit dem komplexen Thema. Im Frühjahr 2024 trugen Vertreterinnen und Vertreter der Landesbauernverbände und der zuständigen Stellen ihre Vorstellungen bei einem zweiten DBV-Workshop auf Bundesebene zusammen, diesmal in Hannover. Eine große Herausforderung ist, eine Ausbildungsordnung zu formulieren, die die unterschiedlichen Strukturen und regionalen Besonderheiten der Landwirtschaft in den verschiedenen Bundesländern berücksichtigt. Auf der Arbeitgeberseite ist die Sondierung inzwischen abgeschlossen. Der DBV hat die Gespräche mit der Arbeitnehmerseite – Industriegewerkschaft Bauen und Umwelt (IG BAU) – aufgenommen. Erst wenn sich DBV und IG BAU einig sind, können beide beim Bundeslandwirtschaftsministerium ein offizielles Neuordnungsverfahren beantragen.

Bei einer Neuordnung des Berufs Landwirt/in müsste das Thema Kommunikationin der Ausbildung an Bedeutung gewinnen.

Artikel von

Christine Kolle
Referentin für Berufliche Bildung und Bildungspolitik